Tunesien Willkommen in Afrika!
Unser erster neuer Kontinent. Wir erkunden Tunesien und tauchen in eine neue Kultur ein.
Salam aleikum!
Wir Grüssen euch aus Monastir. Ja, wir sind nach Afrika gesegelt. Was für ein tolles Gefühl ❤ Es war zwar nicht unsere längste Überfahrt bisher, und trotzdem etwas Spezielles. Knapp 180 Seemeilen, also zwei Tage und eine Nacht, liegen zwischen uns und unserer letzten Ankerbucht in Gozo. Die Überfahrt war definitiv eine der anspruchsvolleren bisher 😵 Wir hatten zwar perfekten Wind, eher an der oberen Grenze der coolen Windstärke (teilweise über 30kn), alles schön von Hinten. Viel Wind bringt auch viel Welle, das hat besonders Laura nicht vertragen und gewinnt somit würdevoll den Pukal der CERVINO Crew 🏆🤮. Wir starten turbulent: erst verklemmt sich Furlerleine vom Genua vorne am Vorstag und Thierry & Sven hängen 2h kopfüber im Ankerkasten. Danach ertränken wir fast unseren Oxley nach einer Missglückten Segel-Setz-Aktion und zu guter Letzt bricht der Bolzen unseres Autopilots 🤦♀️ Danach scheint es endlich zu laufen, wir baumen die Genua aus und fliegen über die Wellen. Keine einzige Motorenstunde haben wir zu verzeichnen, und das zum ersten Mal.
Wir erleben Monastir auf zwei Arten: Ein Mal ist da die moderne, Westlich orientierte Seite innerhalb der Marina. Hier laufen die Menschen, vor allem die Frauen, modern gekleidet, auch mal in kurzen Hosen und Ohne Kopftuch rum. In den Bars bekommt man Alkohol und auch im Ladan kann man Bier kaufen. Sobald man die Marina aber verlässt, herrscht eine andere Stimmung. Die Kleidung ist eine Mischung aus traditionell und modern, Frauen sieht man wenige auf der Strasse. Die Leute sind grundsätzlich freundlich und interessiert, ich fühle mich jedoch trotzdem wohler, wenn ich Beine und Schultern bedecke.
Teppiche, Kamele und Chapatis
Nachdem 4 Zollbeamte bei uns an Bord waren und alles genaustens inspiziert haben, verbringen wir zwei Tage mit schlafen, arbeiten und Yoga & Accro Sessions mit Meerblick. Wir besuchen den Lokalen Markt und kaufen frisches Obst und Gemüse. Das bunte Treiben hier ist auf jeden Fall ein Spektakel. Wir entscheiden uns dann, ein Auto zu mieten und machen einen Ausflug nach Kairouan, eine der vier heiligen Städte des Islam. In der Medina (Arabisch für Altstadt) alleine befinden sich 137 Moscheen! 🕌 Von einem lokalen Führer begleitet schlendern wir durch die Strassen, sehen alte Webereien für Kopftücher und Teppiche. Wir lernen die Geschichte der Arabischen Kulturen in Tunesien näher kennen, dazu gibt es Chapati (eine Art Fladenbrot Sandwich). Zum Abschluss besichtigen wir noch die grosse Teppichfabrik, in der wir uns noch einen Teppich für unseren Salon aussuchen.
Nachdem uns Sven & Laura verlassen haben, verbringen wir noch ein paar Tage im Hafen und warten, wie immer, auf den guten Wind um nach Sardinien zu segeln. Mit dem Sammetaxi fahren wir noch einen Tag nach Sousse, besichtigen den Markt und Thierry lässt sich beim Barber noch seine Gesichtsfrisur trimmen 😉 So machen wir alles bereit für unsere dreitägige Überfahrt: einkaufen, waschen, Dieselkanister füllen, vorkochen.
Unser Fazit von Tunesien
Gefallen haben uns der Markt, das essen und die Geschichte des Landes. Diese Kulturen sind so alt, und irgendwie ist es schön, darin einzutauchen und sich vorzustellen, wie die Beduinenvölker auf Kamelen durch die Wüste reisen 🐫 Weniger angenehm fanden wir, oder vor allem ich, permanent gemustert zu werden. Klar wir sind anders und fallen auf, aber ich fühle mich unwohl wenn so viele Augen auf mir ruhen. Auch das ständige Gefühl, übers Ohr gehauen zu werden und um alles feilschen zu müssen, ist nicht so meins.
Ein Thema, was uns beide sehr berührt und beschäftigt hat, ist die Flüchtlingspolitik. Schon seit Malta, wo wir uns mit der Besatzung eines Seenotrettungsboots angefreundet haben, setzen wir uns intensiver damit auseinander, was im Mittelmeer passiert. Wir sind die Strecke von Malta, über Linosa nach Tunesien gesegelt. Wir haben dieses Meer gesehen. Und ich wünsche NIEMANDEM, dort in Seenot zu geraten. Und das einzig menschliche, was man im Falle einer Sichtung von Menschen in Seenot zu tun hat, ist helfen. Natürlich ist die Situation schwierig und nicht in drei Sätzen besprochen. Trotzdem möchte ich unterscheiden, zwischen Politischen Debatten und Menschenleben. Denn darum geht es hier draussen.
Nun geht es für uns weiter, zurück nach Italien. Wir steuern Cagliari an, und starten in unsere zweitlängste Überfahrt bisher.
Italien, wir kommen!