Malta Riesen Refit und happy Sundays
Die CERVINO steht 3 Monate in der Werft auf Stelzen. In diesem Beitrag zeigen wir euch all die kleinen und grossen Schiffsprojekte, und wie wir zwischendurch an unseren freien Tagen die Insel erkunden.
Bonġu, willkommen in Malta!
Juhu, ein neues Land auf unserer Liste! Wir beide waren nämlich noch nie in Malta. "bonġu" ist ein Maltesisches "hallo" und spricht sich ähnlich aus wie auf Napolitanisch 😂 Die Maltesische Sprache ist ein Mix aus Englisch und Arabisch, wobei Englisch auch als Amtssprache im Land gilt. Das Nationalgericht ist alles, was mit Hase zu tun hat. Da sind wir ja mal gespannt 😉 Etwa 3 Monate wird Cervino hier an Land stehen, und wir haben einiges mit ihr vor.
Das riesen Refit
Um euch nicht zu sehr mit Details zu nerven, hier eine kleine Auflistung all unserer Baustellen. Wem das zu viel ist, darf gerne weiter unten beim Teil unserer freien Sonntage weiterlesen. Let's go!
Dier Mast kommt runter. Wir lassen von ProLink das gesamte Rigg tauschen. Alle Wanten inkl. Stemballs neu, Chainplates inspizieren und reinigen, Vorsegelrollanlage neu, Rollanlage des Grossegels servicen. Neuer Dyneema Babystag mit eigener neuer Chainplate zwischen Ankerkasten & Segelkabine. Alle Kabel im Mast ersetzen, neues Ankerlicht & neues Decklicht. Neue CHF Antenne plus zusätzliche Backup Antenne mit extra Kabel. TV Antenne eliminieren (Ivan braucht sie vielleicht noch😉). Second Hand Radar in Sizilien kaufen und am Mast anbringen, Kabel durch den Mast verlegen. Zwei klappbare Maststufen am Mastende anbringen. Mast mit viel Liebe polieren. Alle Fallen und Schoten ersetzen. Neue Rollen im Mast anfertigen lassen und montieren. Neue Aufhängung für Spinnakkerfall mit Dyneema Shackle und Low Friction Ring. Mast stellen und neu abdichten.
Da wir kurz nach dem Auswassern in die Schweiz müssen (unser Zeitplan hate sich wegen dem Getriebe etwas nach hinten verschoben, mehr dazu findet ihr hier), fehlt uns die Zeit zum das Unterwasserschiff abzuschleifen. Und das ist wichtig, damit die CERVINO während unserem Schweizaufenthalt austrocknen kann. Darum lassen wir diese Arbeit von einem Dayworker erledigen. Der Kiel wird von der Werft sandgestrahlt. Mitte März sind wir dann zurück und es geht los: Osmoseblister aufstechen und austrocknen. Seeventil für Motorkühlung durch TruDesign ersetzten (das letzte im Bunde). Kleine Schäden am Ruder reparieren. Löcher im Kiel und Osmoseblister mit mehreren Schichten Epoxy auffüllen, abschleifen. Epoxy Barrier Coat über die reparierten Stellen sowie grossflächig bei der Propellerwelle auftragen. Drei Schichten Epoxyprimer und sechs Schichten CopperCoat auftragen. Nach vollständigem Austrocknen gesamte Fläche anschleifen.
Traveller demontieren, aufbohren, neue Rollen fertigen lassen und montieren. Neuer Rocna 25kg Anker mit neuer Stahlkette 10mm dick und 80m lang. Aufhängung für Anker modifizieren. Neue, grössere Klampen an Bug und Heck mit Gegenplatten montieren. Reeling spannen. Bugsitz neu sägen, Hecksitze, Fussbretter beim Steuerstand und Gangway abschleifen und lackieren. Bordwand rundum reinigen, Polieren und wachsen. Fensterrahmen mit grüner Epoxyfarbe bestreichen. Alle Winschen auseinandernehmen, reinigen, fetten, zusammenbauen.
560Ah LiFePo Batteriebank mit 2 Daly BMS bauen und installieren. Renogy DC to DC Charger installieren. Victron Smart Shunt anschliessen. 3000W Renogy Inverter einbauen.
Kielbolzen herausnehmen und inspizieren. Alle Bolzen ersetzen, neu abdichten und mit vorgeschriebenem Drehmoment anziehen. Neue Kielnaht von aussen anbringen.
Wärmetauscher Rohrbündel Drucktest unterziehen, Resultat: Undicht. Ein neues Rohrbündel kostet 2800 Euro. Autsch. Deshalb lieber nach Sizilien schicken, dort restaurieren lassen und von einem Segelfreund zurück nach Malta verschiffen lassen. Einbauen. Dieselschläuche und Dieselfilter ersetzen. Alternator ersetzen weil keine Ladung. Motorstundenzähler und Drehzahlanzeige ersetzen. Seewasserschlauch vom neuen Seeventil zum Filter ersetzen. Ropecutter an der Propellerwelle installieren. Alle Anoden ersetzen. Propeller reinigen und mit SeaJet Antifouling auf Silikonbasis streichen.
Can we get to the good part?
Damit wir in unserem Arbeitswahn nicht untergehen, haben wir uns eines fest vorgenommen: Sunday is funday! An den Sonntagen machen wir etwas, das weder mit dem Schiff noch mit unseren Jobs zu tun hat. Einfach frei. Das darf man ja schliesslich auch zwischendurch 😉 So sehen wir doch noch die eine oder andere Ecke Maltas, und lernen die maltesische Kultur etwas kennen. Landschaftlich ist die Insel eher karg, da sie über keine eigene Süsswasserquelle verfügt: Alles Trinkwasser für die Menschen und Tiere auf der Insel kommt aus einer unterirdischen Entsalzungsanlage, welche das Meerwasser aufbereitet. Cool! 💧 Die Stadt Valletta gefällt uns gut. Sie hat irgendwie Charme. Die vielen farbigen Erker, die Sandsteinbauten, nette Bars und Cafes in verwinkelten Gassen. Ein weiteres Highlight ist Mdina, die ehemalige Hauptstadt der Insel. Sie ist quasi ein einziger Fort, der komplett von Mauern umgeben ist. Hier wurden auch Teile von Game of Thrones gefilmt. Die Insel ist anscheinend sowieso sehr beliebt bei der Filmindustrie (z.B. Gladiator). Dies ist Fluch und Segen, denn es bringt Leute und Geschäfte auf die Insel, nimmt aber gleichzeitig viele Arbeitskräfte ein, die an anderen Orten Fehlen.
Im Nordwesten der Insel landen wir eines Sonntags zufällig am Frawli-Festival. Frawli ist Maltesisch für Erdbeere, und dementsprechend sind wir im Erdbeer Paradies 😍 Waffeln, Brötchen, Eiscreme, Erdbeeren mit Sahne, Erdmeermojitos, Konfitüren, Plüschtiere, alles ist dabei. Nachdem wir genug erdgebeert haben laufen wir zur Golden Bay, wo wir ein wunderschönes Panorama finden und den Surfern in den Wellen eine Weile zuschauen 🖤
Ein ganz besonderer Sonntag ist mein Geburtstag, an dem wir mit Börnie, unserem Werft Kollegen, in den Süden nach Marsaxlokk fahren und dort ein wenig über die Klippen spazieren. Zurück beim Boot überrascht uns unser Werft Nachbar Etienne mit drei verschiedenen Muffins und Küchlein. Ach wie süss. Etienne ist in Malta geboren und wohnt bis heute dort. Sein Traum ist es, seine Bavaria ready zu machen, sein Geschäft weiterzugeben und dann aufs Schiff zu ziehen. Mit ihm verbringen wir viele lustige Arbeitstage, essen oft abends gemeinsam und gehen sogar mal zusammen aus! Denn es ist Feuerwerks Festival in Malta. Offenbar eine riesen Szene, Leute kommen aus der ganzen Welt um diese Kunstwerke zu erleben. Während einer Woche wird jeden Tag und Abend irgendwo Feuerwerk gezündet. Aber nicht nur so, wie wir es kennen, sondern wirklich mit einem erfinderischen und künstlerischen Hintergrund. Zu meinem Geburtstag ist dann das Grande Finale im Grand Harbour von Valletta. Wir stehen 20 Minuten mit offenen Mäulern da und erleben das wohl spektakulärste Feuerwerk, das wir bisher gesehen haben.
Dann - endlich, nach 3.5 Monaten an Land kommt Cervino wieder ins Wasser. Ein paar Tage müssen wir leider noch in der Werft liegen, da das Wetter nicht günstig ist um den Mast zu stellen und die Segel aufzuziehen. Derweil kommen unsere Freunde Sven und Laura an. Sie werden uns für die nächsten zwei Wochen begleiten. Wohin es geht? Nun ja, wir bereisen unseren ersten neuen Kontinent: auf nach Tunesien! Bis wir wirklich ready to go sind, verbringen wir noch ein paar Tage in Malta, bis wir dann unsere letzte Ankerbucht in Gozo ansteuern. Mit einem Wunderschönen Ausblick nehmen wir Abschied, lassen die letzten Wochen Revue passieren und freuen uns, dass unsere CERVINO nun ready für neue Schandtaten ist! Vor uns liegen etwa 30h Überfahrt mit etwa 20kn Wind von hinten.
Auf nach Afrika!