Panama Teil I Das Juwel zwischen den Amerikas
Das scheinbar perfekte Paradies, alte und neue Gesichter, tanzen mit den Indigenen und auf Tuchfühlung mit dem Regenwald.
Panama, ein Land zwischen Nord- und Südamerika, zwischen Atlantik und Pazifik. Dreieinhalb Monate haben wir hier verbracht, und dieser Ort wird für immer ein Meilenstein unserer Reise sein. Teil eins unseres Aufenthalts hier, ist definitiv der Genuss-Teil. Komm mit auf Entdeckungstour!
San Blas
Am Weihnachtsabend lassen wir den Anker bei Chichime, einer Insel in San Blas, fallen. Die Überfahrt von Kolumbien ist gut gelaufen, doch wir sind ziemlich müde, da wir beide nicht viel geschlafen haben. San Blas - auch „Guna Yala“ genannt, gehört zwar zu Panama, gilt aber als autonomes Territorium der Kuna, einem der Indigenen Stämme Panamas. Hier dürfen sie weiterhin nach ihren eigenen Traditionen und Bräuchen leben, sprechen ihre eigene Sprache und folgen ihren eigenen Gesetzen.
Guna Yala besteht aus über 360 Inseln und das Küstengebiet bis Kolumbien, nur wenige Inseln davon sind bewohnt. Die Kuna sind ein Nomadenvolk, viele von ihnen leben für zwei oder drei Monate auf einer kleinen Insel und kehren danach in ihr „pueblo“ (übersetzt „Dorf“) zurück. Die Häuschen, welche sie nutzen, lassen sie stehen und schon bald wird das nächste Stammesmitglied eine Zeit lang hier verweilen. Wobei „Häuschen“ auch ziemlich übertrieben ist: Meist handelt es sich um Unterstände aus Palmwedeln, in denen sie ihre Hängematten aufspannen. Viel mehr brauchen sie nicht.












San Blas ist Karibik aus dem Bilderbuch. Das Wasser ist türkis, der Sand weiss und zahlreiche Kokospalmen zieren die kleinen und grossen Inseln. Mit schätzungsweise 150 anderen Seglern feiern wir Silvester am Strand, sogar das Feuerwerk bleibt nicht aus. Dazu aber mehr später. Seit wir Grenada Ende Oktober verlassen haben, waren wir zu zweit auf der Cervino unterwegs. Das hat gut getan, die Zweisamkeit war wichtig und die zurückgelegten Seemeilen haben uns gezeigt, dass wir und die Cervino ziemlich viel zusammen meistern können. Nun freuen wir uns aber umso mehr wieder einmal unser Leben teilen zu dürfen, mit unserem Freund Marco, mit meinen Eltern Hermann und Manuela und mit Moritz, einer sehr spontanen aber doch schönen Begegnung. Gemeinsam erkunden wir die Inselwelt, beschnorcheln die Riffe, suchen Krokodile im Rio Diablo und lassen die Seele baumeln. Wir treffen viele alte Bekannte wieder, und lernen neue Leute kennen, machen Feuer am Strand und geniessen das Zusammensein und den Seglerlifestyle. So werden die Monate hier trotz viel Arbeit zu etwas ganz Besonderem, so haben wir uns das Seglerleben immer vorgestellt.














So paradiesisch alles scheint, so kontrovers ist es leider auch. Denn die Kultur der Kuna wird doch sehr vom Tourismus bedroht. Ja, sie leben in einfachen Hütten und fischen in ihren aus einem vollen Baumstamm gehöhlten Kanus, jedoch haben sie auch begriffen, dass sie für ein Pfund Languste auch locker 8 USD statt 4 verlangen können. Das kapitalistische System ist auch hier angekommen. Ein weiteres, einschneidendes Thema ist der Müll. Da findet man eine unbewohnte Insel irgendwo in der Karibik und kann locker 10 Säcke mit Plastikmüll befüllen. Es ist beschämend. Das ist aber keinesfalls die alleinige Schuld der hiesigen Bewohner: Panama ist die Sackgasse des Atlantiks, Wind und Strömung treiben all das, was vorher mal im Meer gelandet ist, hier her. Eine Regelung für Abfallentsorgung gibt es nicht (auch nicht am Festland) und so scheint das Verbrennen des Unrats auf den Inseln als das geringste Übel. Alternativen wie ins Meer oder am Festland in den Dschungel werfen kommen für uns nicht in Frage. Doch der beissende Beigeschmack dabei liegt nicht nur am Rauch in der Luft… Der Einfluss der westlichen Welt wächst. Auch beängstigend ist zu sehen, wie der steigende Meeresspiegel diese Inseln buchstäblich wegspült, oder bessergesagt unterspült. Viele Palmen liegen umgekippt im Wasser, einige Inseln mussten deswegen bereits evakuiert werden. Wer weiss, wie lange dieses Paradies noch Paradies ist.

Viva la revolution!
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Am 25. Februar 1925, zehn Jahre nach beginn der Unabhängigkeitskämpfe um Guna Yala, haben die Kunas die Panamaer vertrieben und ihr Land erfolgreich verteidigt. Wir hatten das Glück, 100 Jahre später die Festivitäten des Jubiläums der Revolution miterleben zu dürfen. Auf der Isla Digir (Guna für „Tiger“), eines der ursprünglichsten „pueblos“ der Inseln, finden Paraden, Spiele, Tanz und Theater statt. Wir schauen und staunen, glücklich darüber, dieses Stück Kultur kurz vor unserer Abreise aus Guna Yala mitnehmen zu dürfen.
Notiz am Rande: Das Wappen der Revolution gleicht sehr stark einem nicht ganz so beliebten Zeichen aus der Vergangenheit. Hat damit aber rein gar nichts zu tun, und kuckt auch nach links und nicht nach rechts 😉 Hat mir aber auch einen schrecken eingejagt, als ich es zum ersten Mal gesehen habe.





Oh wie schön ist Panama!
Nachdem meine Eltern zwei Wochen bei uns auf dem Schiff waren, begleite ich sie auf einer 10 tägigen Reise durch das Inland von Panama. Thierry bleibt mit der Cervino in San Blas, da er gerade viel Arbeit hat und das Schiff alleine zu lassen sowieso schwierig wäre.
Unser erster Halt heisst Panama City. Wir schauen uns das Besucherzentrum des Panamakanals in der Miraflores-Schleuse an. Heute stehe ich auf dieser Seite des Kanals und winke, doch schon bald werden die Leute von den Tribünen aus uns zuwinken. Eine surreale Vorstellung. Wir spazieren noch durch die nette Altstadt, ich sehe zum ersten Mal den Pazifik und am nächsten Tag düsen wir los ins Valle de Anton, ein Tal im Innern eines Vulkankraters. Hier ist es deutlich kühler als in der City, und wir sind voller Tatendrang. Zusammen mit unserem Guide erleben wir das Tal von seiner besten Seite, meine Eltern laufen zum ersten Mal durch einen tropischen Regenwald und ich freue mich riesig, sie so zu sehen. Es scheint, als sei das ganze Tal von Legenden umwoben, eine davon ist die des „sleeping Indian girl“. Ich könnte mich in solchen Geschichten verlieren, die Magie und die Geister der Natur wirken hier so viel präsenter als in anderen Ländern und ich fühle mich von ihnen angezogen. „Maga“ heisst ja auch „Magierin“ auf Spanisch… 😉
In der Zeit als Spanische Eroberer das Land heimsuchten, verliebte sich eine Indianerprinzessin in einen spanischen Hauptmann. Ihre Hand war jedoch bereits einem Krieger ihres Stammes versprochen. Als dieser herausfand, wie es um das Herz der Prinzessin stand, stürzte er sich die Klippen des Wasserfalls "El Macho" hinunter und starb. Die Prinzessin, zutiefst betrübt von ihrem unverzeihlichen Verrat, bestieg einen Hügel, legte sich dort nieder und übergab ihr Schicksal Mutter Natur, die sie bis heute dort verewigt.

Erinnert das jemanden an „Pocahontas“? Ja, mich auch.
Solche Geschichten gäbe es viele, sagte mir unser Guide, und viele glaubten, sie seien von den Eroberern erfunden und gestreut worden, um ihre Gräueltaten in romantische Legenden zu verwandeln.






Unser nächstes Ziel heisst Boquete, eine Stadt weit im Nordwesten nahe der Grenze zu Costa Rica. Hier ist es noch einmal deutlich kühler und es regnet mindestens einmal am Tag. Wir besuchen eine Kaffeefarm, und wieder bereitet es mir Freude, meinen Eltern zuzuschauen, wie sie in diese Welt eintauchen. Ein Spaziergang über 7 Hängebrücken durch den Nebelwald rundet unseren Aufenthalt ab, wir kehren nach Panama City zurück und hier trennen unsere Wege sich wieder. Danke Mama und Papa, für eine wunderschöne Zeit und für Erinnerungen, die bleiben. 💗






Der Pazifik ruft
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Im März verbringen wir kurzfristig ein paar Wochen in der Schweiz, um Familie und Freunde nochmal zu sehen, bevor die grosse Reise losgeht. Wir geniessen noch ein paar Tage Panama City, feiern einen schäbigen Karneval und ab Anfang April dreht sich alles nur noch um den Pazifik: Schiff vorbereiten und die Durchfahrt des Panamakanals organisieren. Mittlerweile sind wir am Panamaischen Festland angekommen und hangeln uns häppchenweise der Küste entlang Richtung Colon, wo sich der Eingang des Panamakanals befindet. Unser Lieblingsstop heisst Turtle Cay Marina, eine sehr kleine und versteckte Marina, umgeben von nichts anderem als Dschungel. Wir können vom Boot aus die Brüllaffen nicht nur hören, sondern auch sehen! In Puerto Lindo treffen wir alte Freunde wieder (Christian von Tarpan, Siggie von Aletis und Adrian von Grischa) und schliesslich legen wir Ende April in der Shelter Bay Marina an.








In zwei Wochen werden wir durch den Kanal fahren, das ist genug Zeit für die letzten Bootsarbeiten, Thierrys Endspurt für seine Kunden und den Grosseinkauf. Und der ist diesmal noch EINIGES grösser als beim Atlantik…
Wenn du wissen willst, wie unsere Crewmitglieder Dings und Bums zu uns stossen, was im Panamakanal wirklich abgeht und wie wir fast vom Blitz getroffen werden?
Dann freu dich auf Teil 2…