Jungs Trip Sail & Kite in den Grenadinen
Segeln, kiten, foilen, wingen, schnorcheln, essen, schlafen - wiederholen.
Zurück in der Karibik nach einem Heimaturlaub in der Schweiz sowie ein kurzentschlossener Besuch führt die Freunde Thierry & David auf einen Segel- und Kitetrip in die Inselgruppen von Grenada und den Grenadinen, welche vor 3 Monate von Hurrikan Beryl zerstört wurden. Diesmal erzählt der Captain…
Heimaturlaub in der Schweiz
Nach einem mehrtägigen Zwischenstop in London sind wir in unserer (alten) Heimat angekommen. Wir haben den Schweizer Sommer genossen, waren wandern und biken, schwimmen im Rhein, habe alle Schweizer Köstlichkeiten gegessen und vor allem viel Zeit mit unseren Familien und Freunden verbracht und unsere Abenteuer erzählt. Es tat gut, die ganzen Eindrücke und Erlebnisse sowie unser Leben auf dem Schiff aus Distanz zu sehen und zu verarbeiten. Aber wir sind auch wieder ganz glücklich, zurück auf unserer Heimat Cervino zu sein.
Zurück in Trinidad
Zurück in der Hitze und den Moskitos finden wir unser Schiffli fast so vor wie dagelassen. Sie steht zumindest noch auf den Stützen. Mr. Clean hat in unserer Abwesenheit gelüftet, Pflanzen gegossen und die Cervino poliert - aussen glänzig, innen schimmlig😒 Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit haben Spuren hinterlassen, also putzen wir zuerst 2 Tage und machen Wäsche um Wäsche. Die letzten Arbeiten am Schiff nehmen wir ebenfalls in Angriff und wie immer ist am Schluss doch wieder mehr zu tun wie gedacht. Nachdem die Cervino schon fliegt, flicken und malen wir die letzten Stellen für den Feinschliff, in der Hoffnung die nächste inoffizielle Regatta zu gewinnen 😉
Karibikleben in Grenada
Endlich sind wir 2 Monate später zurück in der Prickly Bay in Grenada. Wir haben einen Traum-Segeltag! Kurs am Wind bei Vollspeed um die 8kn, auch dank guter Strömung und der neuen Genua. Bekannte Gesichter erwarten uns in der Bucht, auf den ersten Blick ist alles im Alten. Doch noch immer gestrandete Schiffe lassen uns zurück an Hurrikan Beryl erinnern.
Ich feiere meinen 19ten Geburtstag 😂 man ist ja so alt wie man sich fühlt! Magali überrascht mich mit einem Tauchausflug mit der Scuba West Indies Crew. Wir haben einen windstillen Tag und können ein Wrack auf 30 Meter Tiefe tauchen, was nur selten möglich ist. Wir sehen grosse Barrakudas, mehrere Ammenhaie und die Lobster verstecken sich unter den Wrackteilen. Jamil schiesst Fische und fängt die Lobster, welche wir dann am Strand grillieren. Wir geniessen das Karibikleben und lassen den herrlichen Tag mit unseren Freunden Judi & Tinu ausklingen.
Die kommende Zeit sind wir am tauchen, basteln am Schiff und erkunden die Insel.
Kurzentschlossener Besuch
Mein guter Freund David hat sich kurzfristig entschlossen, uns auf der Cervino zu besuchen, mit dem Ziel in den Grenadinen zu Kiten und evtl. das Wingen zu lernen (vielen Dank an Dörte an dieser Stelle, dass du dies ermöglicht hast mit den Kids zuhause!). Nun ja, die Windvorhersage ist schwach für die ersten Tage, so besichtigen wir St. George’s, proviantieren schon vorab und David taucht mit Magali ab und schlägt sich nicht nur über Wasser, sondern auch unterwasser im Schnuppertauchkurs hervorragend. Kurze Verschnaufspause und ab geht’s an den Hash im Dschungel von Grenada. Leider spielt das Wetter nicht wirklich mit, der normalerweise kleine Bach ist ein reissender Fluss und wir rennen daher nur eine verkürzte Runde - dafür werden fleissig Muskatnüsse gesammelt und die Bier-Zeremonie für Hash-Neulinge fehlt auch nicht!
Ab in den Norden
Da Magali weiterhin ihre Dive-Master Ausbildung absolviert, bleibt sie für einmal alleine zurück in Grenada. Aber ich weiss, dass die Freunde aus der Tauchschule und der Segelcommunity gut auf Sie aufpassen werden! Und ich habe einen neuen Matrosen an meiner Seite der der mich tatkräftig unterstützt😉 trotzdem ist es merkwürdig ohne meine Capitana an Bord. Motor an, ablegen und zuerst mal eine richtige Regendusche von einem heranrauschenden Squall – fängt ja gut an, dieser Jungs Trip😅 Wir haben trotzdem einen schönen Segeltag und ankern in Ronde-Island, nördlich der Hauptinsel von Grenada. Wir wollen die kleine, nicht bewohnte Insel, erkunden. Dies erweist sicht schwieriger als geplant, das Ausmass von Hurrikan Beryl zeigt sich ein weiteres Mal im Wald. Es gibt kein Durchkommen im Dickicht der umgestürzten Bäume oder unsere Ausrüstung ist nicht passend mit Badehosen und FlipFlops. So lassen wir den Tag am Strand mit Frisbee spielen ausklingen. Weiter geht es zu einer kleinen Sandinsel vor Carriacou und wingfoilen das erste mal. Nebensaison in der Karibik ist schön, da wir oft allein oder nur mit wenigen anderen Schiffen ankern. Doch auch hier wird David bei seinen ersten Wing-versuchen heftig verregnet – egal, nass ist nass!
Wenig Segler in der Nebensaison
Wir segeln zu den wunderschönen Inseln mit den Namen Sandy Island, Petite Martinique, Union Island, Tobago Cays und Mayreau. Überall bestimmt der Wind unser Tagesprogramm, denn wir segeln, kiten, foilen, wingen, schnorcheln, essen, schlafen – und wiederholen dies Tag für Tag. Die Tage sind entspannt vollgepackt 😎 David nutzt jedes Windchen aus, um aufs Brett zu kommen und öfters endet die Session dabei, dass ich mit dem Dinghy eine Rescue mache und David wieder abhole, da der Wind ganz eingeschlafen ist (ja klar, auch er muss mich manchmal retten). Zum Glück haben wir einen neuen Aussenborder mit 10 PS – danke Mama&Papa! Schlussendlich waren wir fast jeden Tag auf dem Brett und auch das Wingen klappt für beide ganz gut (sofern genügend Wind da ist😉).
Am letzten Tag haben wir einen schönen Segeltag zurück in die Prickley Bay. Das Highlight hing an der Angel und frischer Thunfisch später auf dem Teller. Und so steht der Abschied leider schon vor uns. Wir haben zusammen bereits viele schöne und abenteuerreiche (Kite-)Reisen zusammen verbracht und ich hoffe dass noch einige folgen werden – danke David für deinen Besuch auf der Cervino, deine Freundschaft und Unterstützung!
Beryl – du warst ein Biest!
Neben der ganzen Action haben wir die Inseln, welche von Hurrikan Beryl am 1. Juli 2024 stark beschädigt wurden, besucht und uns einen eigenen Eindruck gemacht, wie die Situation 3 Monate danach aussieht. Ebenfalls haben wir unser Starlink wieder abgeholt, welches wir an die Bewohner der Insel Petite Martinique ausgeliehen hatten, da das Telefonnetz nicht vorhanden war nach dem Hurrikan. Dieser Spenden-Beitrag hat die Kommunikation für die Erstversorgung, zu den Familien und den Behörden ermöglicht. Leider hat Starlink nach 2 Monaten den Dienst abgestellt da der Empfänger nicht in einer berechtigen Zone ist (um ihn wieder zu aktivieren, muss er in sein registriertes Land, was halb zufällig Panama ist…).
Mein persönlicher Eindruck zusammengefasst: Die Einheimischen sind teilweise noch immer damit beschäftigt, das Erlebte zu verarbeiten. Viele von Ihnen wurden nicht richtig und früh genug gewarnt und waren somit nicht vorbereitet. Ein Hurrikan in diesem Ausmass war für alle ein Novum, das sich hoffentlich nicht so schnell wiederholt. Die junge Generation ist stark und gewillt, alles wieder aufzubauen. Den älteren Bewohnern setzt dieser Umstand aber mehr zu. Der Zusammenhalt und die Hilfsbereitschaft in der Community scheint gross – one love, one unity!
Zu uns ‘Touristen’ sind die Locals sehr nett und haben sich für (unseren) Einsatz und die Spenden (unter anderem die von euch), welche im Juli erfolgt sind, herzlich bedankt. Sie freuen sich, dass wieder Touristen kommen und sie so auch ihren Lebensunterhalt verdienen können. Haben doch viele gedacht, der Tourismus fällt jetzt auch noch aus, da alles zerstört ist. Die allgemeine Infrastruktur sind sie Stand Oktober weiterhin am Aufbauen: Strom und Mobiltelefonnetz haben viele der Einwohner wieder und die Strassen sind gut. Viele Häuser sind hingegen noch immer stark beschädigt, oft fehlt ein richtiges Dach und dies in der Regenzeit! Viele wohnen noch in Zelten, da ihr Haus nicht bewohnbar oder ganz zerstört ist. Baumaterial und Güter werden geliefert, es fehlt hingegen an qualifizierten Arbeitskräften, um die Arbeiten vorantreiben zu können.
Die negativen Folgen kommen leider auch verzögert. Während der sommerlichen Regenzeit konnte kein Anbau von Früchten & Gemüse gemacht werden respektive wurden die Felder weggeblasen oder überschwemmt mit Salzwasser, welches der Hurrikan aufgewirbelt hat. Zudem kann kein Regenwasser gesammelt werden, da die Zisternen unbrauchbar sind und die Dächer welche als Regenfassung dienen, fehlen. Somit werden auch die kommenden Monate eine grosse Herausforderung und bis beispielsweise Clifton in Union Island wieder so ist, wie wir Clifton kannten, wird es noch Jahre an Aufbauarbeiten brauchen. Eindrücklich hingegen ist, wie sich die Natur schnell erholt, die Inseln sind wieder grün und Pflanzen blühen, die Schäden an den Bäumen und Mangroven hingegen sind weiterhin gut sichtbar.
Wir lassen von unserem Besuch auf Carriacou, Petite Martinique, Union Island und Mayreau ein paar Bilder sprechen, diese sagen mehr als meine Worte schildern können...
Wie sich Schweizer ‘Berg-Kinder’ im Jungle von Grenada schlagen und welche Party’s vor unserem Abschied in den West Indies gefeiert werden erzählt euch schon bald die Capitana.
Lass dich überraschen!