Hurricane Season und unsere Flucht nach Trinidad
Ankunft in Grenada, Hash Woche, Tauchen was das Zeug hält und die Hurricane-Beryl-Escape-Regatta.
Grenada. Schön, können wir dich endlich erkunden! Auf der zweit südlichsten Insel der West Indies wollen wir die kommenden vier Monate verbringen. Warum? Es ist Hurricane Season, und da diese Stürme erfahrungsgemäss in den etwas nördlicheren Breiten durchziehen, gilt je südlicher, desto besser. Wir haben in der Prickly Bay, im Süden Grenadas, eine Boje gemietet, an welcher wir liegen werden. Während dieser Zeit werde ich auch in der Tauchschule Scuba West Indies meine Ausbildung zum Divemaster in Form eines Praktikums machen. Wir freuen uns auf ein Bisschen "ankommen", Routine und überhaupt auf Grenada. Los geht's!
Zurück auf der Gewürzinsel
Seit unserem letzten Besuch im Februar (hier geht‘s zum Beitrag) hat sich die Insel ein wenig verändert: Was so grün und knackig geleuchtet hat, erscheint nun matt und etwas verkommen. Es herrscht eine Dürre auf der Insel. Das Frischwasser wird rationiert, manche Häuser im Norden haben schon seit Wochen keins mehr. Das heisst keine Dusche, kein Wasser zum Kochen, keine Klospülung - gar nix. Die High Society in den Luxushotels hier im Süden kümmert das natürlich wenig. Diese Doppelstandarts kotzen mich wieder einmal an 🤮Auch wir mit unserem Wassermacher sind besser dran, aber immerhin nehmen wir den Einheimischen nicht ihr Wasser weg.
Unsere liebe Crew der letzten Wochen hat uns inzwischen verlassen (Shoutout zu Kaya, Gabriel & David - we love you! ❤️). Kaya & Gabriel sind zurück nach Europa geflogen, während David irgendwo hier im Wald seine Hängematte aufgespannt hat und nach einer Mitfahrgelegenheit Richtung Kolumbien sucht. Dafür liegt die Orenol neben uns vor Anker und wir können die Insel noch ein wenig gemeinsam erkunden 🌴 Es ist nämlich gerade Hash-Week. Bitte was? Nein, hat nichts mit Haschisch zu tun 😜.
Der Hash ist eine Veranstaltung, die jeden Samstag Nachmittag stattfindet. Man trifft sich gegen 15h an einem immer wechselnden Ort auf der Insel, dann folgt man entweder gehend oder joggend einem vorgelegten Trail, meistens so 5-6km lang, und im Anschluss gibt es Essen, Bier und Musik. „Drinkers with a running problem“ wie sie sich auch nennen 😂 Dazu gehören einige Rituale, wie zum Beispiel die Entjungferung der „first-time-hashers“: Hier stellt man sich voller Stolz wie Schulkinder nichtsahnend für ein „Gruppenfoto“ auf. Was dann passiert, darf ich nicht sagen, Hash-Kodex und so. Aber es wird feuchftfröhlich 😉🍻
Ich habe inzwischen meine Ausbildung in der Tauchschule angefangen. Diese besteht aus zwei Stufen: Erst muss ich den Rescue Diver absolvieren. Dort lerne ich, wie man in Stresssituationen an und unter der Oberfläche handelt, von Panikattacken bis hin zum Bergen von Bewusstlosen Personen. Beim Divemaster Training geht es dann darum einen Tauchgang zu planen, zu führen und auch gewisse Schulungselemente zu erlernen und anzuwenden. Ich fühle mich mega wohl dabei, das Team der Tauchschule wird schnell zu einer zweiten Familie und die Zeit vergeht wie im Flug. Fotos gibt es von diesem Teil unseres Sommers leider nicht sehr viele, da Wasser und Handy sich nicht wirklich vertragen 😉
Doch dann kommt alles anders
Gegen Ende Juni schaut plötzlich alle Welt auf den Atlantik. Die Hurricane Season hat seit knapp einem Monat begonnen und das erste Etwas braut sich mitten auf dem Ozean zusammen. Was es wird weiss zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Aber klar ist, es wird den Süden der West Indies treffen. Aber wo genau? Es ist ein Abwarten und Teetrinken.
Samstag, 30. Juni
Mittlerweile steht fest: Es wird ein Hurricane werden. Momentan noch Stufe 1, treffen soll er St. Vincent und die Grenadinen. Na toll. Ich mag Stürme nicht besonders, und kann das auch nicht so gut handeln. So bin ich ein kleines Nervenbündel und spiele mit dem Gedanken, mir eine Wohnung zu nehmen. Thierry will auf jeden Fall auf dem Boot bleiben, solange es nur ungemütlich und nicht gefährlich wird. Die Alteingesessenen Segler um uns rum sehen die Lage grösstenteils recht entspannt, das beruhigt ein Bisschen.
Sonntag 31. Juni
Ich wache früh am Morgen auf, Thierry ist bereits aufgestanden. Ich bleibe noch etwas liegen und sammle Mut, für das, was kommen mag. Dann höre ich Thierry durch das offene Fenster murmeln „Fuuuuuck…“ Im gleichen Moment bin ich aufgestanden und stehe im Cockpit. Ich sehe einen besorgten Thierry, um uns rum haben einige Boote ihre Bojen bereits verlassen, andere sind gerade dabei. Und ich weiss auch wieso: Hurricane Beryl hat sich über Nacht von Stufe 1 auf Stufe 4 verstärkt und ist nach Süden geshiftet. Er soll am 1. Juli gegen Mittag nördlich von Carriacou durchfegen. Das ist morgen Leute. „Komm lass uns abhauen“, sagt Thierry zu mir, und das muss ich nicht zweimal hören. Wir ziehen das bereits verstaute Vorsegel (Hurricane Vorbereitung) wieder hoch, verabschieden uns von unseren hierbleibenden Freunden und machen uns mit etwa 100 anderen Booten auf den Weg nach Trinidad. „Good luck and be safe“ - eine Verabschiedung, wie man sie sonst nur aus Filmen kennt.
Wie Hurricane Beryl als stäkster Sturm seit Beginn der Aufzeichnungen so früh in der Saison über die West Indies fegt und ich vor Anker seekrank werde?
Das wirst du bald rausfinden!