Heading west Der Countdown läuft
Entlang der Spanischen Küste nähern wir uns dem Atlantik. Unterwegs erledigen wir ein paar Bootsarbeiten und warten dann in der Strasse von Gibraltar auf dass gute Wetterfenster für die Überfahrt in die Kanaren.
(Fest)Land in Sicht!
Zum Ersten Mal sein Tunesien befinden wir uns am Festland. Das heisst, solide fünf Monate Inselhopping liegen hinter uns. Doch was kommt jetzt? Es ist nun Oktober und wir wollen so langsam Richtung Kanaren, denn die Zeit rennt und bald steht sie vor der Tür: die grosse Atlantiküberquerung ⛵ Noch irgendwie surreal dieser Gedanke, aber das soll sich schon sehr bald ändern... 😉
Cartagena
Nach unserer Überfahrt von Ibiza machen wir Halt in Cartagena. Hier verweilen wir ein paar Tage, erholen uns, erledigen Zeugs. Unsere Crew schrumpft wieder auf zwei, und das wird nun eine Weile so bleiben. Dafür liegt ein neues Buddyboat neben uns: James & Danielle von der Nayru. Kennengelernt haben wir die beiden bereits in Tunesien, unsere Wege haben sich jedoch tatsächlich erst jetzt wieder gekreuzt. Wahrscheinlich werden wir noch viel Zeit mit ihnen verbringen, denn ihre Pläne sehen gleich aus wie unsere: Almerimar, Gibraltar, Kanaren, Kap Verde, Karibik! 🌴
Almerimar
Die Überfahrt nach Almerimar verläuft super smooth, sogenanntes Champagne-Segeln 😉 Das heisst, easy Winde zwischen 8kn und 20kn, und kaum Welle. Wir können die ganze Strecke segeln, das ist im Mittelmeer schon nennenswert! Im Hafen angekommen, gönnen wir uns erst mal einen Döner 😂 Unsere Zeit hier werden wir mit einigen Schiffli-Projekten füllen: Der Wassermacher, den wir seit Malta mit uns rumschleppen, soll endlich eingebaut werden. Damit können wir dann das Meerwasser entsalzen und haben endlich keine Wassersorgen mehr, vorausgesetzt die Sonne scheint 😉 Damit das Teil Platz hat, müssen wir unseren Warmwasserboiler rausschmeissen, das ist okey denn der ist eh viel zu gross und undicht 😂 Nach einigem Kopfzerbrechen und nach-der-besten-Lösung-suchen ist alles schick verbaut und wir sind super zufrieden mit dem Resultat. Testen können wir ihn aber leider erst mal nicht, denn das eklige Hafenwasser wollen wir nicht in unserer Membrane haben...😉 Dann lassen wir noch einen Rigg Check machen, ersetzen einige Blocks für unsere Leinen am Mastfuss und bringen neue Beschläge für eben diese an. Der Radar wird auch endlich verkabelt, nur anzeigen tut er noch nicht. Hmmm, dem müssen wir noch auf den Grund gehen. Aber dazu später mehr, denn wir müssen den Ost-Wind-Zug noch erwischen bevor er abstellt und wir nach Gibraltar paddeln müssen!
La Linea de la Concéption / Gibraltar
Auch diese Überfahrt verläuft recht easy, aber mit etwas mehr Motorenstunden. Die Gegenströmung ist stärker als wir erwartet haben. Nach unserer Ankunft schmeissen wir den Anker in der Bucht vor La Linea und testen erst mal unseren Wassermacher! Die Spannung steigt...... und er läuft!! Woooho! 🥳 Wir freuen uns mega.
Am nächsten Tag fahren wir schnell nach Gibraltar rüber, tanken zollfreien Diesel und holen unsere neuen Segel ab, die wir in Tunesien haben machen lassen und die uns, ebenfalls zollfrei, hierher verschifft wurden. Dann geht's zurück nach La Linea, wo wir in der Marina festmachen. Wahrscheinlich bleiben wir eine Weile hier, denn der Wind sieht gerade nicht so prickeln aus. Macht nix, wir erledigen ein paar Arbeiten und kucken uns Gibraltar an. Mit dem Skatie fahren wir über die Grenze, sehen uns den Affenberg und alles was dazu gehört an, und essen Fish & Chips. Mittlerweile sind auch unsere Freunde von der Nayru bei uns in der Marina und wir verbringen ein paar lustige Abende mit indischem Essen und Bier.
Das Wetter verschlechtert sich weiter, ein Tiefdruckgebiet nach dem Anderen ballert hier rein und der Wind pfeift uns mit Böen über 40kn um die Ohren. Sehr uncool. Wir mieten uns ein Auto und erkunden derweil einen kleinen Teil Andalusiens.
Vejer de la Frontera / Tarifa
Mit dem Auto cruisen wir ein Bisschen umher, um unsere Zwangspause hier mit anderen Eindrücken zu füllen. In Vejer de la Frontera crashen wir zufällig ein Dorffest und essen ganz viel Lomo en Mantequilla - die Speise, die der Grund für dieses Fest ist. Gefühlt das ganze Dorf ist hier, es wird gegessen, getrunken und getanzt. Und das an einem Sonntag Nachmittag, wie wunderbar! 😍💃 Am nächsten Tag fahren wir nach Tarifa, wo wir ein paar Tage bleiben und kiten wollen. Der Wind ist aber leider nicht so ganz das, was wir erwartet haben, und so bleibt die Session aus. Wir geniessen den Tapetenwechsel trotzdem. Zurück in Ceuta angekommen, müssen wir uns eingestehen, dass das Wetter immer noch nicht so ist, wie wir uns das vorstellen. Eine Überfahrt wäre nun zwar möglich, jedoch mit Gegenwind und teilweise keinem Wind. Darauf haben wir eigentlich keine Lust und entscheiden uns deshalb, nicht zu starten. Damit uns hier nicht die Decke auf den Kopf fällt, setzen wir aber über nach Ceuta, eine Spanische Enklave am Marokkanischen Festland.
Ceuta / Marokko
In Ceuta angekommen legen wir uns in den Hafen und erkunden ein wenig die Stadt. Es ist ein Mix aus Muslimischer und Spanischer Kultur wie es scheint. Nach einem Tag Arbeit und Zeugs organisieren, mieten wir uns auch hier wieder ein Auto, denn wir wollen Marokko erkunden.
So fahren wir am ersten Tag nach Tétouan und Chefchaouen. Beide Städte haben uns gefallen, wobei Chefchaouen schon etwas sehr einzigartiges ist. Hier hat einfach alles gestimmt 😍 Nach einer Nacht im wohl süssesten Hotel ever geht es dann weiter Richtung Asilah. Wir suchen uns eine Strasse, die durch die Berge führt, und sind begeistert von der Landschaft, die sich uns präsentiert. In Asilah schauen wir uns den Sonnenuntergang an und essen lecker. Am nächsten Tag frühstücken wir in einem Cafe am Strand, und müssen Klartext miteinander reden. Es tut sich nämlich ein potentielles Wetterfenster auf. Der Wind sieht gut aus, aber die Wellen sind mit 5m-6m schon eher hoch für meinen Geschmack. Ich fühle mich nicht wohl beim Gedanken, da raus zu fahren, und mache mir Sorgen. Wir schieben die Entscheidung noch etwas vor uns her und besuchen Tangier, den grössten Ort im Norden Marokkos. Hier decken wir uns am Markt nochmal mit frischem Gemüse und Früchten ein, bevor wir zurück nach Ceuta fahren.
Zurück in Ceuta müssen wir eine wichtige Entscheidung treffen. Should we stay or should we go? Nach diesem ewigen hin und her entscheiden wir uns dafür, nicht zu gehen. Wenn wir uns sicher gewesen wären, hätten wir für die Entscheidung nicht so lange gebraucht. Und bei so einer Überfahrt müssen wir beide überzeugt sein, sonst wird das nix. Wir warten also weiter ab, werden beide noch krank, und kurieren uns erst mal aus. Und dann kommt es endlich: Das PERFEKTE Wetterfenster!
Der geduldige Segler hat immer guten Wind...
Wie wahr diese Aussage doch ist. Aber einfach ist es eben auch nicht. Man muss die Situation akzeptieren können, und andere Wege finden, die Zeit zu geniessen. Fast vier Wochen haben wir jetzt abgewartet, was eine lange Zeit und eine wichtige Lektion war. Unsere Crew ist mittlerweile auf 4 angestiegen: wir zwei, der Hitchhiker Dan und unser Malta-Werft-Freund Bernie. Wir alle freuen uns, dass es endlich losgeht und sind bereit, die erste Etappe im Atlantik auf uns zu nehmen.
Kanaren, wir kommen!