Es geht los Süditalien und Sizilien
Mooring fallen lassen!
So lautet die Ansage des Captains. Es ist soweit, wir machen alle Leinen los und fahren in Castellammare di Stabia aus dem Hafen. Ein halbes Jahr haben wir hier verbracht, unser Schiffli auf vordermann gebracht und unsere erste Etappe geplant. Und nun geht es tatsächlich los, wie aufregend! 😎
Mit von der Partie ist auch Leslie, sie wird uns für drei Wochen begleiten. Schon krass, wir fahren jetzt aus diesem Hafen raus im Wissen, dass das für eine Weile unser letzter "fixer" Standort war. Ein Gedanke, der kaum greifbar ist. Was geht da in einem vor? Irgendwie bin ich nervös, denn von nun an werden so viele unbekannte Dinge auf uns zu kommen. Die Frage in mir, ob wir das alles hinkriegen, beantworte ich mir selber erstmal mit einem "wird schon schief gehn" 😅 Angst habe ich aber keine im Moment, ich glaube wir packen das und freue mich auch darauf, dass es endlich los geht.
An der Südküste Italiens runter
Unser Plan sieht im Grunde so aus: Wir haben jetzt etwa eine Woche Zeit, um von Castellammare nach Catania zu kommen. Dort werden wir nämlich Christian und Ayse aufgabeln, und dann zu fünft für eine Woche Sizilien erkunden. Leider ist der Wind nicht wirklich zu unseren Gunsten gestimmt und wir sammeln unsere ersten Motorstunden... 😩 Die Italienische Westküste bietet charmante kleine Häfen (die im Mai alle noch leer und kostenlos sind) und hübsche Städtchen. Besonders Tropea hat es uns angetan. Ein persönliches Highlight für mich ist der Besuch meines Bruders Kilian, mit seiner Frau Marianna und den kleinen Alessio und Letizia. Die vier sind sowieso gerade in der Gegend, und so treffen wir uns in der Marina in Scario. Es regnet ☔ da hat niemand so richtig Lust, rauszufahren. Aber Carbonara auf dem Schiffli hat ja auch seinen Reiz 😍 Ich freue mich riesig, dass ein weiterer Teil meiner Familie gesehen hat, wie wir so leben.
Vorbei an Skylla und Charybdis
Für alle von euch, die der Griechischen Mythologie nicht ganz so verfallen sind wie ich: Die beiden Seeungeheuer Skylla und Charybdis werden in Homer's Odyssee als Bewohnerinnen einer bestimmen Meerenge beschrieben. Skylla haust auf der einen Seite des Wassers, besitzt den Oberkörper einer jungen Frau und den Unterleib von sechs Hunden. Sie frisst alles, was lebt und in ihre Reichweite kommt und ergreift mit ihren Fangarmen am liebsten unvorsichtige Seeleute. Charybdis dagegen beherrscht die andere Seite der Strasse und saugt drei mal am Tag das Meerwasser ein, um es danach brüllend wieder auszustossen. Wie gruselig 😉 Von welcher Meerenge hier die Rede ist? Ihr ahnt es vielleicht: die Strasse von Messina. Und ja, wir haben sie passiert, ohne gefressen oder eingesaugt zu werden 😁 Ein grosser Moment für uns, denn wir befinden uns nun in einem für uns neuen Gewässer: dem Ionischen Meer. 🌊
In Sizilien angekommen, werden wir direkt Zeugen des Naturspektakels Ätna: Nachts können wir von unserem Ankerplatz aus beobachten, wie der Vulkan Feuer und Lava spuckt 🌋 was für ein Schauspiel! Die Bucht vor Taormina ist auch der Ort, an dem wir unsere neuen Crewmitglieder willkommen heissen: Jägi und Ayse werden uns für eine Woche begleiten 🥳 Zu fünft fahren wir die Ostküste Siziliens herunter. Ein Stopp in Siracusa darf dabei natürlich nicht fehlen, schliesslich haben wir viel positives über diese Stadt gehört. Wir legen also am Stadquai an (gratis, juhuuuu) und verbringen einen wunderschönen Abend in frühsommerlicher Atmosphäre. Nur ein Schandfleck trübt diese Erinnerung: Das wohl schlechteste Essen und der schlechteste Service, den wir in Italien bisher erlebt haben 😅 Von noch gefrorenen Arancini, über totgebratenen Schwertfisch, zu vegetarischen Gnocchi mit Fleisch (?), abgerundet durch maulende Kellner. Wir nehmen es locker und lachen darüber, viel mehr können wir ja eh nicht tun 😂
Nach gemütlichen Nächten vor Anker kommen wir bis nach Marzamemi, wo wir aufgrund von Wind eine Marina aufsuchen. Grillieren auf dem Boot liegt auch noch drin, und es ist um Welten besser als unser Restaurantbesuch 😂 Auch eine kleine Kitesession für Ayse, Thierry und mich hat Platz. Und nun müssen wir uns auch schon wieder auf den Weg nach Catania machen, denn gleich alle drei Crewmitglieder verlassen uns hier. Schön, dass ihr da wart, und uns in den ersten Wochen unseres neuen Lebens begleitet habt ❤
Für uns geht es nun auch gleich weiter ins nächste Abenteuer, denn: die Adria ruft! Wir segeln nach Kroatien. der Wind ist günstig, und ich so was von ready für meine erste Nachtfahrt 😉 Los geht's! Wir segeln erstmal zurück ans Festland. In Der Strasse haben wir auch zünftig Wind und kommen gut voran, leider sieht das dann anders aus, sobald wir uns dem Festland nähern. Der Wind fällt komplett zusammen und wir entscheiden uns, irgendwo zu ankern und auf den für den nächsten Tag vorausgesagten Wind zu warten. Nach einer sehr schaukligen Nacht stehen wir früh auf und können tatsächlich segeln! 🙌 Der Tag verläuft super und wir starten in die erste Nachtfahrt der Cervino. Während der Nacht wechseln wir uns im drei-Stunden-Takt ab, so dass immer jemand wach ist und die Lage im Auge behält. Es verläuft alles reibungslos, wir segeln auch den nächsten Tag durch bis nach Otranto. Hier schlafen wir in einer Marina, die letzte in Italien, und das wohl für eine Weile 😅 Sehr dankbar für all diese unglaublichen Eindrücke spazieren wir durch das schöne Städtchen, essen lecker und fallen todmüde in unsere Kojen. Adieu Italien, nach fast 10 Monaten ist es Zeit für uns, zu gehen. Aber irgendwas in mir sagt mir, dass wir uns wieder sehen werden 😉