St. Vincent und eine Grenadine
Karibisches Krankenhaus, Thierry & der Vulkan, ein Besuch im Hair Saloon und ein verstecktes Paradies.
Da wir Mitte März Besuch in Martinique bekommen, machen wir uns auf den Weg nach Norden. Diesmal lassen wir quasi alle Grenadinen aus und fetzen direkt von Carriacou nach Bequia.
Bequia
So sehen wir uns wieder! Nach einem schönen Segeltag lassen wir in Port Elizabeth den Anker fallen. Für die nächsten Tage stehen ein paar Tasks an wie waschen, einkaufen, Gas auffüllen, und für Thierry: arbeiten. Da wir uns schon ein bisschen auskennen, finden wir alles relativ schnell. Wir besuchen auch unsere Freundin Kim an ihrem Saftstand. Ihr Sohn Kyan versucht unser Tablet zu reparieren, leider geht es in die Hose und wir navigieren weiterhin mit meinem Handy. Kim lädt uns an einem Abend zum Essen ein, sie hat gekocht: Es gibt Barracuda Stew, Reis und Gemüse. Super lecker, wir verbringen einen schönen Abend mit ihr und ihrer Familie. Sobald es dunkel wird, machen wir uns auf den Heimweg. Kim begleitet uns ein Stück, da sie noch eine Freundin trifft. Wir stellen fest: der Dinghy Dock ist abgeschlossen. Ein Gittertor versperrt uns den Weg. Für uns eigentlich kein Problem, klettern wir halt drüber. Thierry geht vor, ich komme nach, bin eigentlich schon drüber, und beim Absteigen passiert es: Irgendwie habe ich es geschafft, mir meine Handfläche am Gitter aufzuspiessen. 😩
Shit happens
Kim begleitet uns direkt zum Krankenhaus, und 10 Minuten später sitze ich in der Notaufnahme. Zwei Stiche werden genäht, ich spüre leider alles und schreie ein wenig vor mich her. Bald ist alles vorbei und wir wieder auf dem Boot. Ich bin ein wenig niedergeschlagen, alles etwas unnötig. Aber was will man tun, schonen und hoffen, dass sich nichts entzündet. 😥 Der Mittelfinger ist zur Hälfte taub, aber immerhin kann ich alle Finger bewegen. Am nächsten Tag muss ich noch zur Ärztin für ein Antibiotika Rezept, und dann machen wir uns auf den Weg nach St. Vincent.
St. Vincent
Da ich mit einer Hand kein sehr gutes Crewmitglied bin, übe ich mich am Steuer, während Thierry die Leinen bedient. Eine gute Gelegenheit für Manövertraining. Beim Ablegen kommt der Anker nur schwer hoch, es scheint als ist unsere Ankerwinsch nicht happy. Da werden wir uns drum kümmern müssen.
Young Island
Die Überfahrt nach St. Vincent ist kurz, nur etwa 15sm, und wir kommen gut voran. Ich fühle mich wieder mal etwas ängstlich, das hängt aber damit zusammen, dass ich selber nicht reagieren kann, wenn etwas sein sollte. Schon scheisse mit nur einer Hand. Wir machen in Young Island an einer Boje fest, gleich vor zwei Franzosen in unserem Alter, die uns zum Apéro bei ihnen einladen. Das nehmen wir gerne an und so lernen wir Julien und Germain kennen, zwei Freunde, die gemeinsam den Atlantik überquert haben. Sie entscheiden sich, gemeinsam mit Thierry den Vulkan im Norden der Insel zu besteigen. Ich bin leider raus, mit meiner Hand sehe ich mich gerade keine grossen Sprünge machen.
Die drei steigen von der Ostseite auf, durchqueren den Krater und nehmen dann den Weg auf der Westseite runter. Das wird wohl nicht so oft gemacht, weil es schon eher lange ist. Aber der Weg lohnt sich auf jeden Fall. An der Küste angekommen merken sie, dass wohl kein Bus mehr fährt, und so werden sie netterweise von grimmigen Bauarbeitern auf einem mit Sand beladenen Pickup Laster mitgenommen. Abends koche ich für uns alle ein Gemüsecurry mit Reis, die Jungs sind schon sehr geschafft 😁
Hey Rasta!
Am nächsten Tag nehme ich den Bus nach Kingstown, um dort in einen Hair Saloon zu gehen. Dieser wurde mir von Kim empfohlen. Ich möchte nämlich, wie schon mal angekündet, einen Teil meiner Haare zu Locs machen lassen. Das tue ich nun, und 2 Stunden später ist mein halber Kopf verhäkelt 😉 Nun braucht es Zeit, damit die fusseligen Strähnchen richtig verfilzen. Sieht jedenfalls nach carribean vibes aus 😉😎
Wir wollen weiter in den Norden, doch beim Ablegen von der Boje macht plötzlich unser Motor schlapp. Einfach abgestellt. Das ist kein gutes Zeichen. Zum Glück geht er gleich wieder an und wir tuckern zurück an eine Boje. Nach langem Suchen finden wir die Wurzel des Unheils: ein kleines Stück Silikon hat den Ansaugstutzen des Diesel-Vorfilters verstopft. Fies. Silikon raus, Motor läuft wieder 1A. Weiter geht's!
Cumberland
Auf Empfehlung unserer Franzosen-Freunde steuern wir Cumberland an, eine kleinere Bucht, in der man mit Buganker und Heckleinen festmacht. Fast wie damals im Mittelmeer 😉 Beim Ankern kackt die Winsch wieder ab, und es reicht gerade so um das Manöver zu fahren. Da müssen wir definitiv was machen.
Herzlich empfangen von vielen Einheimischen fühlen wir uns sofort super wohl. Der Vibe hier gefällt uns. Abends gehen wir in einem der beiden Restaurants sehr gut essen und plaudern noch ein wenig mit den Leuten, bevor wir schlafen gehen. Am nächsten Tag hat Thierry wieder einige Calls, ich widme mich derweil der Ankerwinsch. Kevin, ein einheimischer Typ so in unserem Alter, kommt vorbei und hilft mir. Das ist sehr praktisch, da die Winsch doch schwer ist und ich nur 1.5 Hände habe 😂 Als Kevin weg ist, kommt mir Thierry zur Hilfe und nach langem Suchen und Verstehen glauben wir das Problem gefunden zu haben: die Kohlen des Elektromotors scheinen verhockt zu sein, und der ganze Motor voll Kohlestaub. Wir reinigen alles, machen alles gängig und bauen das Teil wieder ein. Funktioniert fürs erste.
Bevor wir weiter nach St. Lucia segeln, müssen wir uns wieder beim Zoll abmelden. Dieser befindet sich ein paar Buchten weiter nördlich, in Chateaubelair. Wir machen Autostopp, ein freundliches Pärchen nimmt uns mit. Die Formalitäten laufen super easy ab, wir gehen lecker und günstig essen und dann nehmen wir ein Sammeltaxi zurück.
Am Abend vor unserer Abreise verabschieden wir uns von allen bei einem Bier in der Bar. Die Leute hier sind wirklich super herzlich und wir wollen unbedingt hier her zurückkommen. Aber jetzt heisst es erstmal: Anker auf (hoffentlich kommt er) und ab zur nächsten Insel.
Was wir dort mit einer Machete im Dschungel machen?
Das wissen wir auch nicht so genau...